Die berühmtesten
Bildresümees des Buddhismus
Hans Gruber
Im Buddhismuskapitel des Harenberg
Lexikon der Religionen stehen zwei besonders wichtige Abbildungen:
A) Die "Zehn Ochsenbilder" des Zen. B) Das "Rad des Lebens"
des tibetischen Buddhismus.
Sie sind die beiden wichtigsten
Bildresümees des Buddhismus. Die hier folgenden Erklärungen
dieser Kernsymbole sind deutlich eingehender als im Lexikon.
A) Die Zehn Ochsenbilder des Zen:
Die eigenen Erklärungen zu
den Zehn Ochsenbildern des Zen nach jedem der zehn Symbole geben die
Sicht bzw. mein Verständnis der frühbuddhistischen Lehre wieder.
Die Zehn Ochsenbilder resümieren den kulturübergreifenden
oder zeitlosen Entwicklungspfad Dharma (Das, was trägt, hält
oder heilt), wie ihn der historische Buddha beschrieben hat. Die Hauptelemente
dieser Symbole sind ein Ochse (Geist) und ein Mensch (Erwachender).
In den nachfolgenden Erklärungen zu beiden Bildresümees werden
alle Schlüsselworte durch Kursivsetzung betont.
(Die hier erscheinende Version der
Zehn Ochsenbilder stammt aus dem Buch Ohne Worte, Ohne Schweigen:
101 Zen-Geschichten und andere Zen-Texte aus vier Jahrtausenden,
von Paul Reps (Hg.), mit freundlicher Genehmigung des O.
W. Barth Verlages. Viele künstlerisch unterschiedlich gestaltete
und je nach Tradition verschieden interpretierte Darstellungen der Bilder
erscheinen im Internet über die Suchmaschine "www.google.de".)
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1) Die "Suche" nach dem Ochsen:
Der Mensch kommt auf den Inneren Weg. Er ahnt,
dass der Motor des geistigen Kreislaufes der Wiedergeburten
der eigene, unbändige Geist ist. Er sucht
ihn (zu verstehen), um dieses Grundproblem endgültig
zu lösen. Der Kreislauf der Wiedergeburten
ist letztlich bloß das fortwährende Sichidentifizieren
mit den Dingen, aus dem fixierenden Bewusstsein von "Ich
und Mein", bzw. Durst und Ergreifen in den Inneren
Zwängen (wie Verlangen, Abneigung, Geiz, Stolz, Neid,
Trägheit, Aufgeregtheit, Zweifelsucht usw.). Dies
führt zu ständigem Hineingeborenwerden in die
fließenden Phänomene (Geburt), damit zwangsläufig
auch zum Dahinschwinden (Altern) und Vergehen (Sterben)
mit ihnen. Der Grund dafür ist: Im Unwissen
wird nicht gesehen, dass alles ständig fließt,
letztlich keinen festen Stand bietet, sondern das ungreifbare
Nicht-Selbst ist. Die nach dem Tod erfolgende Wiedergeburt
setzt die lebensimmanenten Zyklen bloß fort, wobei
die im Leben vorherrschende Bewusstseinsqualität
die Existenzform danach bestimmt.
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2) Das "Sehen" der Fußspuren:
Der Mensch nimmt die Macht dieser Leidursachen Nichtsehen,
Durst und Ergreifen, die uns leidvoll an die Dinge fesseln,
jetzt realistisch wahr. Er macht sich also nichts
mehr vor. Er wählt als innerlich immer und überall
frei zugängliche, machtvolle Hilfe die Drei Freiorte.
Sie bedeuten der A) Buddha (als das eigene Potential,
voll zur Höchsten Realität zu erwachen), der
B) Dharma (als der universelle Innere Weg
des Dharma, der wirklich verlässlich trägt;
nämlich Ethische Motivation, Geistige Ruhe oder Intuitives
Wissen aus wachsender Trefflicher Achtsamkeit,
bzw. einer die wahre oder "Selbst"-lose Natur
aller Dinge treffenden Achtsamkeit), sowie der C)
Sangha (als die stützende, tief fördernde
Gemeinschaft aller ernsthaft den Inneren Weg Beschreitenden
und ihn Verwirklichenden).
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3) Das "Erblicken" des
Ochsen:
Der Mensch beginnt die Höchste Wahrheit zu erschauen:
Die Vier Edlen Wahrheiten (vom Leiden, der geistigen
Leidensursache, des Leidensendes, und des Inneren Weges
dahin), sowie die Drei Daseinsmerkmale (Flusshafte
Vergänglichkeit alles Bedingten, deren letztliche
Nichttragfähigkeit, und somit das Nicht-Selbst
aller Dinge; dies heißt alles Bedingten sowie
des Unbedingten Nirvâna, das auch nicht greifbares
"Selbst" ist). Er beschreitet nun fest entschlossen
den Achtfachen Befreiungspfad des Erwachten,
der resümiert lautet: Ethische Motivation, Geistige
Ruhe oder Intuitive Einsicht aus wachsender Trefflicher
Achtsamkeit.
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4) Das "Fangen" des Ochsen:
Der Mensch hat auf dem Weg der Trefflichen Achtsamkeit
und Meditation (dies heißt der Trefflichen
Achtsamkeit in systematisch eingeübter Form) den
großen Turning Point erreicht. Jetzt "packen"
die Zentrifugalkräfte der Inneren Zwänge nicht
mehr ihn, sondern er "packt" sie.
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5) Das Beherrschenlernen des Ochsen:
Die eigene Gehkraft in Richtung hin zur stillen Mitte
im eigenen Herzgeist ist nun größer als die
Macht der inneren Leidursachen geworden. Unter der Macht
dieser Leidursachen herrscht gewöhnlich geistige
Rotation, bzw. Existenz in den äußeren
Bereichen einer noch rotierenden Geistestrommel. Durch
Selbstbefreiung kommt der Wahre Mensch oder Edle
(Ariya, Arier) in einem selbst zum Vorschein.
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6) Den Ochsen nach Hause reiten:
Im irreversibel ungetrübten Sehen der Höchsten
Wahrheit (dass alles fließt, nicht echt trägt,
im allbezogenen Nicht-Selbst) kommt der Erwachende jetzt
Flöte spielend zu sich nach Hause. Die Absichten
sind geläutert: Das Karma verstrickt nicht
mehr. Positives oder negatives Karma ist die heilsame
oder unheilsame Qualität der eigenen Absichten.
Im wechselseitigen Abhängigen Entstehen
bzw. dem großen Netz aller Dinge führt die
Qualität der eigenen Absichten gesetzhaft zu unterschiedlichen
Ergebnissen, nämlich als Rückwirkungen für
den absichtsvoll Handelnden. Weil die Absicht hier tief
geläutert ist, entsteht bloß noch Glück,
Stille, Freiheit, wahre Liebe.
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7) Der Ochse ist vergessen:
Der Mensch hat die erste der Endgültigen Befreiungsstufen
verwirklicht, den Stromeintritt. So sitzt er
still bei sich selbst zuhause, dies heißt
im ungetrennten Spiel der natürlichen, bzw. von
jedem "Selbst" freien Großen Elemente.
Diese umfassen die alldurchdringenden Spürqualitäten
"Erde" (Gewichtiges, Festes, Widerständiges
oder Sichtbares), "Wasser" (Flüssiges,
flexibel Zusammenbindendes oder Konturengebendes), "Feuer"
(Temperiertes, Energiegegebendes oder Aufzehrendes),
sowie "Luft oder Wind" (Bewegtes). Sie sind
gleichsam alles Materielle auf der Ebene unseres direkten
Körperempfindens, dies heißt nichts "Ding"-haftes,
wie es der Fixierung des (oder auch auf ein)
"Selbst" erscheint.
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8) Leerer Kreis, ohne Ochse, ohne
Ich:
Der Mensch fühlt "sich" jetzt nicht
einmal mehr "frei" von irgend "etwas".
Denn er sieht die wahre Natur aller Dinge, die universelle
Leerheit von einem "Selbst". So ist er auf
nichts mehr fixiert, auch nicht auf "seine
Freiheit". Mit dem altindischen Meister Nâgârjuna
gesagt: Alles ist leer von einem Selbst; also
ungetrennt, und genau darin voller Sinn, Freude, Freiheit,
wahrer Liebe.
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9) Die Rückkehr zur Quelle:
Eine Wildnis. Denn die Schau dieser wahren Natur
der Allleerheit ist gar nicht abstrakt: "Sichtbares
ist Leerheit, Leerheit ist Sichtbares. Das Gleiche gilt
für Empfindungen, Bewusstsein, Willensakte und
Wahrnehmung", wie es im Herz-Sûtra
des Zen heißt.
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10) Ganz mit den Menschen sein:
Ein Befreiter befreit naturgemäß andere.
Denn er steht jetzt in der wahren Realität
des verwobenen Netzes aller Dinge. Hier arbeitet er
mit den Geschickten Mitteln (Upâya Kaushalya),
um stets gemäß der konkreten Situation und
individuell befreiend zu wirken. "Er ist in der
Welt, aber nicht von ihr", so wie die Lotusblüte
im Schlamm wurzelt und sich ganz davon ernährt,
aber zugleich in Duft und Schönheit darüber
steht. Das Nirvâna ist eine mitfühlende Sache.
Weisheit bedeutet wahre Liebe.
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B) Das "Rad des Lebens" Bhâva-Chakra
Dieses berühmte tibetische
Symbol resümiert den ganzen Buddhismus. Es ist ein Hauptmotiv für
die tibetischen Rollbilder "Thangkas", welche dem Zweck der
meditativen Veranschaulichung bzw. befreienden Einsicht dienen.
(Die nachfolgend erscheinende Version
stammt vom "Tibetischen Zentrum" Hamburg, Berne; www.tibet.de.
Sie wurde in ihren ikonografischen Details vom Dalai Lama, dem Schirmherr
dieses Zentrums, für korrekt befunden.)
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Der zwölfgliedrige Außenring
zuerst als Resümee und danach
in seinen zwölf Elementen -
Das Resümee:
Die zwölf Symbole repräsentieren
die zwölf Glieder des Abhängigen Entstehens. Sie beschreiben
unsere unbewusste Verstrickung in Angst, Stress oder Leid (den in erster
Linie rein geistig zu verstehenden Wiedergeburtskreislauf "Samsâra"),
aber genauso auch die Ansatzpunkte für die innere Befreiung; nämlich
unsere innere Achtsamkeit auf die Sinneseindrücke und die Gefühlsreaktionen.
Der Erwachte beschreibt die Achtsamkeit
auf die Sinneseindrücke so:
"Bahîya, wenn du Körperhaftes
siehst, belasse es beim reinen Sehen (denn im Gesehenen ist allein das
Gesehene - als reine Eindrücke). Wenn du einen Laut hörst,
belasse es beim reinen Hören. Wenn du etwas berührst, belasse
es beim reinen Berühren. Wenn du einen Duft riechst, belasse es
beim reinen Riechen. Wenn du einen Geschmack schmeckst, belasse es beim
reinen Schmecken. Wenn du einen Gedanken denkst, belasse ihn als natürliches,
im Herzgeist (Chitta) entstehendes und vergehendes Phänomen. Wenn
du so praktizierst, wird bald kein 'Selbst', 'Ich' oder 'Mein' mehr
wirken. Wenn kein 'Selbst', 'Ich' oder 'Mein' mehr wirkt, kann es keine
Identifikation mit den Dingen mehr geben. Dann kann auch keine Spaltung
mehr in 'dies' oder 'das', 'hier' oder 'dort', 'jetzt' oder 'später',
'nahe' oder 'fern' und 'zusammen' oder 'getrennt' mehr bestehen. Hier
liegt das Ende des Leidens, das Nirvâna."
Ratschlag an Bahîya
im Werk Udâna (Aufatmen) des Pali-Kanons
Der thailändische Meister Ajahn
Buddhadâsa beschreibt die Achtsamkeit auf die Gefühlsreaktionen
so:
"Sobald es Sinneskontakt gibt,
nimm den Pfad der Bewusstheit und Weisheit. Nimm dagegen nicht den Pfad
des 'Ich und Mein'. Wenn du bereits beim Gefühl bist, versuche
von hier zum Pfad der Sehenden Achtsamkeit zurückzukehren. Lass
dich jedenfalls nicht bewusstlos vom Fluss des 'Ich und Mein' mittreiben.
Dann kann es auch kein Leiden mehr geben, weder am Tag noch in der Nacht.
Wenn wir geschickt praktizieren, und dieser korrekten Methode bis zum
Ende folgen, können wir die vollkommene Befreiung verwirklichen.
Gleichgültig, welche Form des Vipassanâ du praktizierst,
wenn du es richtig praktizierst, also ohne dir dabei etwas vorzumachen,
muss es immer diese eine Form annehmen: Den Prozess zu verhindern, wodurch
die reinen Sinnesdaten in das innere Empfinden von 'Ich und Mein' zusammengebraut
werden.
Dann wird es letztlich nicht mehr
schwer fallen, die Verblendungen zu zerstören. Denn wenn du so
praktizierst, werden sie wie von alleine zerstört. Ein einfacher
Vergleich macht das klar: Wenn wir die lästigen Ratten und Mäuse
(Innere Zwänge und Unheilsame Tatpfade) in unserem Haus (Herzgeist)
nicht mehr haben wollen, sollten wir uns eine Katze anschaffen. In diesem
Fall müssen wir uns bloß noch um diese Katze (Gefühlsachtsamkeit)
kümmern, und die Ratten und Mäuse verschwinden wie von selbst.
Wir müssen sie also nicht mehr eigens einfangen. Denn die Katze
macht, was sie von sich aus immer macht, und das Unerwünschte verschwindet
ohne unser Zutun."
Die einzelnen Glieder des Außenringes,
die Symbole, wie sie im Rad des Lebens erschienen,
stehen jeweils in den Klammern danach:
1.
Nichtsehen: Bewusstsein von "Ich
und Mein" [Blinder mit Stock]. Man sieht nicht,
dass alles ständig fließt, letztlich keinen
festen Stand bietet, sondern das ungreifbare Nicht-Selbst
ist. Deshalb tastet man sich bloß mühsam
voran, als ein Blinder mit Stock. Man steht nicht
in der wahren Natur der Dinge.
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2.
Vom Nichtsehen angetriebene (gespeiste)
Willensformationen, die deshalb karmisch
wirksam sind. Dadurch halten sie uns im Daseinskreislauf
[Töpfer macht Pötte]. Als Innere Zwänge
(wie Verlangen, Abneigung, Geiz, Dünkel, Stolz,
Neid, Trägheit, Aufgeregtheit oder Zweifelsucht)
wirken diese Willensformationen leidvoll. Doch als Liebe,
Mitgefühl und Mitfreude wirken sie in realer Weise
(nicht nur scheinbar) glückvoll.
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3.
Grundwahrnehmung: Das rein rezeptive
Aufnehmen der Sinneseindrücke, bevor es zum begrifflichen
Bewusstsein kommt [von Ast zu Ast springender Affe].
Denn man kann sich eines Dinges erst bewusst werden,
nachdem man es wahrgenommen hat. Der von Ast zu Ast
springende Affen besagt, dass es hier noch nicht um
das begriffliche Bewusstsein geht, sondern erst um das
Abstecken des Terrains für dieses Bewusstsein.
Solches Abstecken geschieht mit den "Apriori"-Kategorien
von Raum, Zeit und Kausalität, die nicht den Dingen,
sondern vielmehr unserem Bewusstsein innewohnen. Dadurch
wird das reine Sinnesmaterial vorgeordnet, bevor es
dann dualistisch in "Objekte" und "Subjekt"
gespalten wird. Der vorordnende Prozess der Grundwahrnehmung
ist die Basis der dualistischen Weltsicht, welche sich
erst jetzt entfalten kann; nämlich so:
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4.
Die Sinnesorgane (Körper) gehen
mit ihrem jeweiligen Bewusstsein (Geist) [Zwei Rudernde
für Körper und Geist]
auf den
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5.
Ebenen unserer sechs Sinne (Sehen, Hören,
Schmecken, Riechen, Tasten, und Denken) [Leeres Haus
mit sechs Fenstern für die sechs Sinne] in den
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6.
begreifenden Sinneskontakt [sich umgreifendes
Paar].
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Durch den begreifenden Sinneskontakt kommt es nun
im Körper zu:
7.
Gefühlsreaktionen, die zwanghaft
im Körper hochspringen, als würden die Sinneseindrücke
jedesmal den Körper verwunden [vom Pfeil Getroffener].
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Daraus resultiert, in Form von Identifikation
des fixierenden Bewusstseins von "Ich und Mein" (dem Nichtsehen;
als erstem Glied der Zwölferkette), der grundlegende Zugriff
auf die Dinge:
8.
Durst [Trinkender], sowie
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9.
Ergreifen [Pflückender, Glaubender].
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Jetzt hat sich das Leiden voll manifestiert,
nämlich als:
10.
Karmisches Mitrollen in den Dingen,
dem sich zunehmend ausprägenden Bewusstsein von
"Ich und Mein" [wachsender Embryo]. Dieser
rein geistige Kreislauf von Geburt und Tod "Samsâra"
ist das fortwährende:
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11.
Hineingeborenwerden in die flusshaft
vergänglichen Phänomene bzw. "Geburt"
[geborenes Kind], und dadurch zwangsläufig auch:
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12.
Das Dahinschwinden "Altern"
sowie Vergehen "Sterben" mit diesen Phänomenen,
dies heißt von Moment zu Moment und in Bezug auf
das Leben "Verfall und Tod" [Greis und Toter].
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Der Erwachte hat diese zwölf
Glieder als einen rein geistigen Prozess der "weltlichen"
Verstrickung so resümiert:
Diese ganze Leidensmasse
Die Ansatzpunkte für
das Herauskommen aus dem Rad:
Mit Trefflicher Achtsamkeit
natürlich entwickelt oder systematisch geschult durch Meditation (Bhâvanâ)
können der begreifende Sinneskontakt (sechstes Glied) oder
die gewöhnlich dem begreifenden Sinneskontakt nachfolgenden, spontan
im Körper hochspringenden Gefühlsreaktionen (siebtes Glied)
nicht mehr in den grundlegenden Zugriff von Durst und Ergreifen mit
den Inneren Zwängen (Verlangen, Abneigung, Eigendünkel, Geiz, Neid,
Aufgeregtheit, Trägheit oder Zweifelsucht) übergehen. So schwinden
Angst, Leid und letztlich der ganze Daseinskreislauf (vgl. beide Zitate
oben beim Resümee).
Der große Innenbereich im Rad des Lebens:
Die sechs Segmente: Sie repräsentieren
sechs Existenzformen (jenseitig) und bloße Bewusstseinsqualitäten
(diesseitig).
Darin spielt sich nun der Kreislauf
der Wiedergeburten Samsâra ab. Relativ glückvoll sind
Götter, Titanen und Menschen, sowie leidvoll Tiere, Hungrige Geister
und Höllenwesen.
Entscheidend für die innere
Befreiung des "Nirvâna" ist die diesseitige Bedeutung
des Daseinskreislaufes, nämlich als die bloßen Bewusstseinsqualitäten.
In diesem Sinne betont etwa der Theravâda-Meister Ajahn Chah:
"Wenn der Geist im Feuer des Hasses steht, ist man vom menschlichen
Zustand herabgefallen und im Höllenbereich wiedergeboren".
In analoger Weise wird man aus Gier zum Hungrigen Geist, aus
Triebbestimmtheit oder Ignoranz zum Tier, aus Machtdurst oder
Neid zum Titanen, und aus sich in den Sinnesfreuden verloren
habender Verzückung bzw. positivem "Selbst"-Dünkel
zum Gott. Lediglich mit Ethischer Motivation, Geistiger Ruhe
und Intuitivem Wissen (dies heißt dem dreifachen Inneren Weg zur
Befreiung) wird man zum Mensch(lich)en, Wahren Menschen
oder Edlen; und nur damit der eigenen Natur als Mensch
gerecht. Der menschliche Bereich gilt nicht als der glückvollste,
doch als der kostbarste, weil bloß hier die endgültige Befreiung
möglich ist. Denn bloß hier herrscht genügend Leiden,
um auf den Inneren Weg zu kommen, und andererseits genügend Freiheit,
um ihn auch zu verwirklichen. Mit Trefflicher Achtsamkeit als der großen
Quelle dieses Weges kann der gesamte Kreislauf beendet werden. Die sechs
Daseinsbereiche sind Bewusstseinszustände im Leben.
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Der
kleine Innenzyklus:
Aufsteigende und absteigende Lebewesen. Ausschließlich
die Qualität der Handlungsabsichten Karma
entscheidet, ob glück- oder leidvolle Existenzformen
(jenseitig) und Bewusstseinszustände (diesseitig)
erfahren werden. Innere Zwänge im Nichtsehen
bedeuten Leiden. Die Vier Wohnstätten der Götter
(Brahmavihâras) im Herzgeist, nämlich Liebe,
Mitgefühl und Mitfreude in Gleichmut, bedeuten höchstes
Weltglück. |
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Die Radmitte:
Sie fehlt; was Symbol der Leerheit bzw.
Drei Daseinsmerkmale "Alles fließt, trägt
nicht wirklich, im allbezogenen Nicht-Selbst" ist.
Der Lebenskreislauf Samsâra dreht sich letztlich
um einen rein vorgestellten Kern in allen Dingen.
So hat es übrigens auch der erste deutsche "Buddhaist"
Arthur Schopenhauer mit seinem Hauptwerk Die Welt
als Wille und Vorstellung in wissenschaftlicher
Weise philosophisch gelehrt. Mit dem Titel dieses Werkes
ist, wenn man "Wille" durch "Durst"
ersetzt, die Praxislehre des Erwachten genau resümiert.
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Die Radnabe: Sie fehlt; was Symbol der Leerheit
bzw. Drei Daseinsmerkmale "Alles fließt, trägt nicht
wirklich, im allbezogenen Nicht-Selbst" ist. Der Lebenskreislauf
Samsâra dreht sich letztlich um einen rein vorgestellten
Kern in allen Dingen.
Yâma: Der Tod hält den
Daseinskreislauf grausig im Griff. Denn alles bedingt Entstandene ist
flusshaft-vergänglich, sterblich, letztlich nicht tragfähig,
das (ungetrennte) Nicht-Selbst, leer von einem "Selbst". So
lauten die letzten Worte des Erwachten: "Flusshaft-vergänglich
ist alles bedingt Entstandene. Erarbeitet euch unermüdlich die
Befreiung."
Der Buddha: Der erwachte
Mensch steht außerhalb des ganzen Rades des Lebens. Er
verweist auf eine buddhistische Rede, als Symbol befreiender Weisheit.
Häufig erscheint hier auch das achtspeichige Rad des Dharma,
als Sinnbild für den Achtfachen Befreiungspfad. Resümiert
umfasst dieser Ethische Motivation, Geistige Ruhe oder Intuitive Einsicht
aus wachsender Trefflicher Achtsamkeit. Erwachte Menschen "Buddhas"
helfen (ihrer) Natur gemäß allen noch Unbefreiten in den
sechs Daseinsbereichen bzw. in den sechs Bewusstseinszuständen
im Leben.