Was bedeuten die buddhistischen hohen Sammlungszustände (Jhanas)?

by Hans on 01/04/2009

 

 

 

Was bedeuten die buddhistischen hohen

Sammlungszustände (Jhanas)?

 

 

AA)-Handlogo)-ObenUntenPapyrus

 

 

* Näheres zum neu entdeckten Urvater des westlichen praktizierten Buddhismus,
U Dhammaloka, hier im Vorwort

* Tipp: Die Spiegelung meiner Facebook-Seite auf diesem Blog

 

 

Der Gesprächspartner dieses Blogeintrags „Sind die tiefen Konzentrationszustände Jhânas für die Befreiung notwendig?“, der anonym bleiben will, hat mir erneut geschrieben. Damit hat er den Anstoß zu einem neuen aufschlussreichen Thema gegeben.

Im Folgenden erscheint zunächst sein Text und danach meine Antwort.

Er ist wieder mit dem Abdruck seines Textes einverstanden. Auch Idakio hat mit seinem Kommentar (vgl. in jenem Blogthema) die Bedeutung von Sammlung und Vertiefung thematisiert.

Hinweise: Beachte bei Interesse bitte auch die Infos zu den Möglichkeiten für Dich als Besucher dieses Blogs und das Vorwort zum Blog.

 

{ 2 comments… read them below or add one }

1 Anando März 9, 2014 um 12:21 Uhr

Hallo,

Zuerst möchte ich mich vorstellen. Ich bin ein Arhant und habe vierzig Jahre den Pali-Kanon studiert und auch praktiziert.

Meine Ausgabe des Palikanons ist die neumannsche Übertragung, speziell diee „Längere Sammlung“, Dighanikayo l.

Mit den 8 Vertiefungen „Jhanas“ stimme ich überein. Ich bin aber zu der Ansicht gelangt, dass sie eine Messlatte sind, an der man seinen geistigen Fortschritt feststellen, der sich aus der Meditation des Achtfachen Pfades ergibt:

1. Formhaft ist man und sieht die Formen.
2. Innen ohne Wahrnehmung, nach außen noch Formen.
3. Schönes hat man nur im Sinn.
4. Völlige Überwindung der Formwahrnehmung, Gegenwahrnehmung, Vewerfen der Vielheitenwahrnehmung.
Gewinnung des Gedankens – „Grenzenlos ist der Raum“.
5. Grenzenlos ist das Bewußtsein.
6. Den Gedanken gewinnen „Nichts ist da“.
7. Die Grenzscheide möglicher Wahrnehung.
8. Die Auflösung der Wahrnehmbarkeit.

Aus Neumann, K-E.: „Die Reden des Gotamo Buddhos“, Längere Sammlung, Dighanikayo, Zürich-Wien, 1957

Zusätzlich zu oben möchte ich die Textstellen aus aus dem Register anführen:

Freiungen: 229, 260, 594, 613.

Ich bin im Besitz der Erlaubnis des Szolnay-Verlages Wien, Texte oder Textpassagen zu veröffentlichen.

Anando

2 Bernd Wolf April 8, 2009 um 16:23 Uhr

Hallo,

kürzlich hörte ich einen Vortrag über Samadhi und Jhanas aus der Sicht eines Professors, der in Kyoto an einer Zen-Uni einen Lehrstuhl inne hat. Nach meinem Verständnis wurde über die Bedeutung der Jhanas folgendes gesagt:

Es werden insgesamt 8 „festzustellende“ Jhanas im PK genannt. Die ersten 4 Stufen (die körperlichen) können terminologisch mit den Samadhi-Stufen des Zen direkt verglichen werden. Die (nicht-köperlichen) Jhanas (5-8) sind Zustände, die zwar auf dem Weg von Samadhi zum Nirvana (=das Überkommen der 8. Stufe) vorkommen können (!) aber nicht unbedingt eintreten müssen. Trotzdem wäre es von Vorteil, sie ab und an zu „erleben“.

Zur Unterscheidung von „Samadhi“ (1-4) und „Jhana“ (5-8):

Samadhi (Jhana 1-4) ist der Zustand von erreichter EINHEIT. Vollständige Einheit mit allem Sein. Es ist eindeutig ein „Erleber“ da, doch das Erlebte IST der Erleber. Es wird durch ausdauernde Konzentration angestrebt.

Jhanas (Jhana 5-8) beinhalten keinen „Erleber“. Sie sind bereits ein Vorgeschmack auf das Nirvana, da das SELBST so gut wie verschwindet, je höher die Stufe ist. Sie beweisen dem, der wieder aus ihnen heraustritt, dass das Selbst eine Illusion des Geistes ist. Deshalb sind sie so wertvoll – doch WÄHREND Jhana 5-8 sind quasi keine Einsichten möglich.

Der Weg über die Jhanas zur Befreiung (zum definitivem Abfallen/Entwurzeln der SELBST-Illusion) ist stufenweise, in der Regel sehr langsam und bedarf eines durchaus mönchischen Lebensstils. Der Weg über die Einsicht KANN auch Jhanas (5-8) beinhalten, MUSS aber nicht.

Den Wunsch, den manche Zen-Praktizierenden hegen, durch irgendwelche schnellen Einsichten Satori oder zumindest Kensho zu erreichen, ist deshalb kontraproduktiv, weil er ein Wollen (ein wollendes Selbst) impliziert. Durch ein Wollen ist der wertvolle Samadhi-Zustand (1-4) praktisch unerreichbar. Doch irgendwann gibt man vor Erschöpfung „auf“…und Bingo – da ist´s passiert.

Im Grunde ist es mE kein wirklicher Unterschied, ob man Zazen, Anapanasati oder Satipatthana/Vipassana praktiziert – der Schmelzpunkt, der die Sache effektiv macht, ist der Bereich der EINHEITSEMPFINDUNG. Dieser ist sicher auch, wie von Euch oben genannt, auch über die Tugendwege erreichbar.

Jeder muss seinen Weg dahin finden und wohl diverse Wege ausprobieren: Zen ist quasi ein „Short-Cut“ von Stufe 0 auf Stufe 9 – und deshalb sehr anspruchsvoll und nicht ungefährlich, da sehr intuitiv. Im Zen wird leider oft vergessen, sich mit den Jhanas zu befassen – das führt zu Missverständnissen, wenn mal die ein oder andere Erfahrung eintreten sollte. Urbuddhistische Meditationspraktiken dagegen sind mE strukturierter, sicherer, orientierungshafter – doch je nach Praktizierendem kann ein subtiles Anhaften an den Jhana-Erfahrungen entstehen. Das kann übrigens einem Zennie auch passieren 🙂

_()_
Bernd

Leave a Comment

Previous post:

Next post: