Inspirationen
1) Ein Dhammabeitrag zur „besinnlichen“ Zeit
3) Kommunikation mit einem populären Esoteriker und
die Lehre des Buddhas in einer Nussschale
1) Ein Dhammabeitrag zur „besinnlichen“ Zeit (Dezember 2012):
Verse aus dem berühmten Dhammapada –
„Dhamma“ (Pali; oder „Dharma“ Sanskrit) bedeutet – „das, was von innen trägt“ oder „das universelle spirituelle Gesetz“, das als kulturübergreifend geltend angesehen wird. Es ist der Name, den der Buddha selbst für seine Praxislehre verwandt hat – fernab von allem „Buddhismus“, was ein Begriff aus einer reduktiven westlichen Perspektive ist.
„Dhammapada“ bedeutet „Pfad des spirituellen Gesetzes“, ein poetisches Werk des Palikanons.
Die ausgewählten Verse:
Mache das Heilsame, lasse das Unheilsame, behüte den Herzgeist (Citta) – das ist meine Lehre!
Es gibt eine Bedingung, welche der Verwirklichung des universellen Befreiungspfades in besonderem Maße dient – die Liebe zur Wahrheit.
Durch Einsatz, Wachsamkeit und Selbstbehütung schafft sich der weise Mensch selbst eine Insel, die keine Flut überschwemmen kann
Standhaft im Körper, standhaft im Geist, ob im Stehen, Sitzen, Gehen oder Liegen – fest verankert in Bewusstheit lässt man den König des Todes allmählich hinter sich.
Lang ist die Nacht dem Schlaflosen, lang ist die Strecke dem Müden, lang ist der Daseinskreislauf (Samsara) dem Törichten, der das innere Gesetz des Dharma nicht versteht.
2) Die folgenden Zitate und Bilder stammen
von der Facebookseite „Tao & Zen“
Originalzitate von mir übersetzt
und betitelt
Nährende Stille:
„Vielleicht das Wichtigste, was wir einem anderen Menschen bescheren, ist die Stille in uns – nicht die Art von Stille, die von unausgesprochener Kritik oder hartem Rückzug erfüllt ist. Es geht vielmehr um die Stille, die ein Ort der Zufluchtnahme ist, des Ausruhens, der Akzeptanz der anderen, wie sie sind. Wir hungern alle nach dieser „anderen“ Stille.
Sie ist schwer zu finden. In ihrer Gegenwart können wir uns an etwas „erinnern“, was über den Moment hinausweist – nämlich an eine Stärke, auf die sich ein Leben aufbauen lässt. Diese Stille ist ein Platz großer Macht und Heilung.“
Rachel Naomi Remen
„Perhaps the most important thing we bring to another person is the silence in us, not the sort of silence that is filled with unspoken criticism or hard withdrawal. The sort of silence that is a place of refuge, of rest, of acceptance of someone as they are. We are all hungry for this other silence. It is hard to find. In its presence we can remember something beyond the moment, a strength on which to build a life. Silence is a place of great power and healing .“
3) Populärer christo-buddhistischer Esoteriker
ist erzürnt über mich:
Auf YouTube hat Christian Anders, ein populärer christo-buddhistischer Esoteriker (mit 1300 Abonnenten), einen kritischen Kommentar zu meinem viel abgerufenen Kongressvortrag in Hamburg abgegeben. Ich habe ihm dort näher geantwortet.
Er schreibt zuerst:
Wahre Meditation ist SEELENATEM MEDITATION von Lanoo.
Die meisten Indologen sind Theoretiker. Ihnen fehlt die WIRKLICHE ERFAHRUNG der Lehre des Erhabenen, ES SEI DENN sie haben DIE BOTSCHAFT DES BUDDHO, von Maha Thera Dr. Georg Grimm gelesen!
(Ihre Deutung) Stimmt nicht. Anatta oder ANATMAN bedeutet IST NICHT DAS SELBST, meinend dass ALLES ERKENNBARE NICHT das Selbst ist. Siehe BUDDHISMUS WIE ER SEIN SOLLTE von C. Anders (amazon). Auch auf alle-religionen-vereint.com.
Meine Antwort auf YouTube (hier jedoch noch um einige Sätze erweitert):
Wie es im „Pfad des inneren Gesetzes“ Dhammapada trefflich heißt:
„Lang erscheint der kurze Weg dem Müden“ … und als Theoretiker der klar Unterscheidende dem Esoteriker; oder der unabhängig Betrachtende dem engen Vertretungsgeist. Ihre Kommentare sind nichts als Werbung für einen alten christlichen Denker (1868-1945), der eine ewige „Seele“ in die „Nicht-Selbst“-Lehre pressen wollte, für irgendeine „Seelen“-Meditation und Ihre eigenen Eso-Produkte.
Der Strippenzieher Ihrer Aussagen – Ihr christlich-esoterischer, vermutlich theosophischer Glaube.
Zu Ihrer letzten Aussage, die ein wenig Inhalt bietet:
Leider gründlich falsch.
„Anatta“ ist ein Prädikat, das alleine das Subjekt näher bestimmt – als „Nichtselbst“, im Sinne von in Wahrheit „kein Selbst“. Anatta verneint die Erscheinung aller Dinge als ein „Selbst“. Wenn „Anatta“ erklärt wird, werden immer alle Phänomene als „nicht Ich, nicht mein, nicht mein Selbst“ bestimmt. Das „nicht mein Selbst“ verneint die brahmanische „Atman“-Lehre, dass das eigene Selbst alles sei.
Laut den alten Quellen bezieht sich die Verneinung „Anatta“ auf alle „erkennbaren“ körperlichen und geistigen Erscheinungen sowie das „Höchste“ bzw. dessen Realisierung „Nirvana“.
Das Nirvana gilt als unvergänglich, (höchstes) Glück und – Anatta.
Nirgendwo wird aus jener Charakterisierung aller Dinge als „Nichtselbst“ der Schluss gezogen, dass es daneben noch irgendein wahres oder höchstes oder allschöpfendes „Selbst“ gäbe. Es wird auch nicht der abstrakte bzw. philosophische Schluss gezogen: „Es gibt kein Selbst“.
Denn die beiden Fragen „Gibt es ein Selbst?““ oder „Gibt es kein Selbst?“ sind abstrakte bzw. philosophische Fragen, mit denen sich der historische Buddha nicht befasst hat. Denn irgendwelche Antworten darauf wären immer spekulativ und nicht wirklich überprüfbar. Solche Antworten wären nur der Ausdruck eines Verstandes, der seine eigenen Grenzen nicht kennt, und damit eines begrenzten oder ignoranten oder auch „gläubigen“ Verstandes.
Aus frühbuddhistischer Sicht ist jeder Glaube an ein „Sein“ (wie etwa „Es gibt ein Selbst“) oder ein „Nichtsein (wie etwa „Es gibt kein Selbst“) immer ein Ausdruck des Glaubens an ein „Selbst“, von dem man sich irrigerweise echten Stand oder Halt erhofft, und damit ein Ausdruck der tiefsten Leidursache Nichtsehen „Avijja“.
Dieser Zusammenhang wird etwa im Kaccayanagotta-Sutta der Systematischen Sammlung der Reden des Buddhas genau dargelegt.
Der historische Buddha hat sich alleine für die konkrete Befreiung und alle damit zusammenhängenden Fragen interessiert. Deshalb gilt in der Indologie seine Lehre auch als „Befreiungspragmatismus“ – eben in Unterscheidung zu Glaubensreligion, Metaphysik, Spekulation und westlicher Philosophie.
In dieser konsequenten und bloß wie oben resümiert recht verstandenen Lehre vom universellen „Nichtselbst“ bzw. von „Alle Dinge sind das Nichtselbst“ des frühen Buddhismus liegt der Hauptunterschied zu allen monotheistischen bzw. abrahamistischen und generell theistischen Religionen sowie deren diversen Esoterik-Ablegern!
Marcus von Schmude hat mich auf Facebook dazu gefragt:
Hans… kannst Du das, was Dir wichtig ist, in zwei oder drei Sätzen sagen, ohne auf Schriften und Begriffe zu verweisen, die lange Studien voraussetzen?
Meine Antwort:
In wenigen Sätzen diese ganze Lehre:
„Nichtselbst“ Anatta bedeutet die Nichtfixierbarkeit von allem, weil es im ständigen Wandel oder Fluss ist und damit „nicht trägt“ bzw. keinen „echten Halt“ bietet. Dhamma (wörtlich: „Das, was trägt“) liegt in der Nichtidentifikation, aus dem tiefen Verstehen dieser „Allmerkmale“ durch alltägliche Achtsamkeit, Hinspüren und Meditation.
Das ist der kulturübergreifende „universelle Befreiungsweg“ von ethischen Motivationen, innerer Ruhe und lösender Weisheit, der direkt gegen jene „Identifikation“ wirkt.
Die Quelle der Nichtidentifikation ist das Sehen von „Anatta“. Die restlose sehende Nichtidentifikation inmitten des Lebens bedeutet das Nirvana (wörtlich „Verlöschen“ der geistigen Leidursachen), das als unvergänglich gilt – als Einziges! So gilt es auch als der höchste „Dhamma“ (Das, was trägt).
Solange diese Aufgabe nicht gelöst ist, herrscht „innerlich“ im sowie „äußerlich“ zum betreffenden Individuum der karmagetriebene „Daseinskreislauf“ Samsara.
Die Kernlehre des Buddhas
„Alle Dinge sind Anatta (Nichtselbst)“ ist die Kernlehre des Buddhas schlechthin!
Warum dazu in der Antwort auf C. Anders ausführlicher?
Bei dieser „Praxislehre“ geht es nicht um „Glauben“ an etwas, was nichts mit der konkreten Erfahrung zu tun hat (wie etwa an einen „höchsten Gott“, dessen „Sohn“, „Erlösung“ durch dessen Tod, „ein „ewiges Leben“, „ewige Seele“ usw.).
Hier geht es in erster Linie immer um „Verstehen“ von Erfahrungswahrheiten sowie auf eben dieser Basis um „Praxis“.
Aber zum Thema der frühbuddhistischen Anatta-Lehre gibt es heute im Westen so viele Verstellungs- und Umdeutungsversuche – wie zum Beispiel durch jenen populären Esoteriker und viele weitere mit viel Glaubensreligion im unbewussten „Gepäck“ -, dass dazu ein gewisser „intellektueller“ Aufwand notwendig ist!
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