Wer bewusst atmet, lebt wirklich!
Ein buddhistischer Beitrag zur besinnlichen Zeit,
die doch immer sein sollte
* Näheres zum neu entdeckten Urvater des westlichen praktizierten Buddhismus,
U Dhammaloka, hier im Vorwort
* Tipp: Die Spiegelung meiner Facebook-Seite auf diesem Blog
Wer bewusst atmet, lebt wirklich!
Ein buddhistischer Beitrag zur besinnlichen Zeit,
die doch immer sein sollte
Unter diesem Link zu einer Audiodatei auf meiner Website wird eine von mir angeleitete Meditation (rund 40 Minuten) zum kostenlosen Download angeboten.
Sie beruht auf bestimmten Methoden der Achtsamkeits- bzw. Einsichtspraxis Vipassana, bei denen die Atembewusstheit als ein vollständiger Befreiungsweg gilt.
Copyright © Hans Gruber: Es ist bloß eine private, nichtkommerzielle Nutzung dieser geleiteten Meditation gestattet.
Der folgende Beitrag bietet vertiefende Hintergrundinformationen.
Er ist keine Voraussetzung, um die Meditation nachzuvollziehen.
Anmerkungen:
Zum Herunterladen auf den Link gehen, die rechte Maustaste betätigen, dann „Ziel speichern unter …“ wählen. Siehe zu dieser Meditation auch die Anmerkung am Ende des Beitrags. Alle im folgenden zitierten Reden aus dem frühbuddhistischen Palikanon können im Original in guter englischer Neuübersetzung auf dieser Website nachgelesen werd
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Vorwort:
Bei dieser Meditation steht das bewusste Ein- und Ausatmen, das jederzeit im Alltag praktiziert werden kann, als Konzentrations- und zugleich Einsichtsweg im Zentrum. Es fungiert hier – im Sinne der entsprechenden „Rede über das Bewusste Ein- und Ausatmen“ Anapanasati-Sutta im Palikanon (MN 118) – als eine Dachbewusstheit über alle vier Grundformen der Achtsamkeit (in Bezug auf Körper, Gefühle, Geisteszustände und die Natürlichen Wahrheiten).
Im Rahmen dieser Dachbewusstheit geschieht auch die Bewusstwerdung der Körperempfindungen. Bei bestimmten heutigen Vipassana-Methoden wird die Atembewusstheit auf ein reines Konzentrationsmittel reduziert – vor allem bei der besonders verbreiteten und zunehmend in den Medien erwähnten Vipassana-Methode von S. N. Goenka.
Von ihm gibt es keine Kommentierung des genannten Anapanasati-Sutta, obwohl diese Achtsamkeitsrede im Palikanon ähnlich zentral ist wie die von Goenka in bestimmter Weise ausführlich interpretierte „Rede über die (Vier) Vergegenwärtigungen der Achtsamkeit“ Satipatthana-Sutta (MN 10).
Die Lehrenden der Tradition von S. N. Goenka raten stark davon ab, die Bewusstheit der Körperempfindungen mit der Bewusstheit der Ein- und Ausatmung zu verbinden. Warum dies so ist, habe ich weiter unten zu erklären versucht.
Der hier oben angebotenen Atemmeditation liegen die Vipassana-Methoden der thailändischen „Naturmeister“ Ajahn Buddhadâsa und Ajahn Lee Dhammadaro zu Grunde, die ich auf bestimmte Weise verbunden habe. Es sind Methoden, die über gut geeignete Ankerpunkte für die Aufmerksamkeit sowie das Bewussstmachen der Präsenz der Atmung (als Sauerstoff) im ganzen Körper die achtsame Verbindung mit der Atmung erleichtern.
Wichtig zu sehen ist:
Es geht mit Hilfe solcher die Atembewusstheit „einübender“ Methoden letztlich immer bloß darum, auch im gewöhnlichen Alltag möglichst fortwährend mit dem natürlichen Fluss der Ein- und Ausatmung in achtsamer Berührung zu bleiben. Bloß dann kann die Atmung ihre spezifische Spiegel- und damit zugleich Lenkungsfunktion für die Zustände von Körper und Geist entfalten.
Das „befreit“ zunehmend von abträglichen, leid- oder angstbringenden Zuständen und „Stressoren“ (tiefer gehend als auf bestimmte „Laborsituationen“ beschränkte und häufig kostspielige Hilfsmaßnahmen).
Das nicht leicht umzusetzende „Erfolgsgeheimnis“ dabei ist, im gewöhnlichen Alltag möglichst fortwährend in achtsamer Berührung mit der Ein- und Ausatmung zu bleiben. Lediglich dann kann man in jenen „Spiegel“ der Ein- und Ausatmung schauen, die darin gespiegelten Qualitäten der geistigen und körperlichen Zustände in den einzelnen Lebenssituationen intuitiv „sehen“ und durch das wachsende Verstehen der Bedingtheit bzw. Vergänglichkeit dieser Prozesse aufhören, mit den abträglichen bzw. „verblendeten“ Zuständen unbewusst identifiziert zu sein. So lösen sich diese allmählich im Raum des Sehens „Vipassana“ auf.
Das ist der Weg der sehenden Achtsamkeit, um die es in der Lehre des historischen Buddha laut Palikanon letztlich immer geht. Die Konzentration ist hier immer bloß ein Hilfsmittel dafür (auch wenn es separate frühbuddhistische Methoden gibt, um gezielt die Konzentration zu schulen, aber eben stets nur zu diesem Zweck des Sehens).
Eine reduzierte Achtsamkeit
Wenn mit der Achtsamkeitsschulung gezielt die Konzentration abgekoppelt von diesem Sehen kultiviert wird, werden die damit hervorgebrachten Zustände zu unbewusst wirkenden „Einladungen“ für Identifikation mit ihnen – als wahrhaft „Ich“ und „mein“; und zum Hindernis für jenes befreiende Alltagssehen, das alleine das Unheilsame entwurzeln kann.
Im Abendland mit seinen verschiedenen, direkt oder indirekt ein „(wahres) Selbst“ lehrenden monotheistisch-religiösen (das heißt also von einem „wahren“ oder „einzigen Gott“ gewissermaßen als dem „Höchst-Selbst“ ausgehenden) sowie philosophischen oder psychologischen Traditionen gibt es eine starke unbewusste Neigung zu dieser Reduzierung der Achtsamkeitsschulung.
Vom Standpunkt des oben kurz skizzierten frühbuddhistischen Achtsamkeitsverständnisse erfolgt diese Reduzierung etwa im Rahmen der populären Achtsamkeitstherapien wie MBSR und MBCT, wenngleich mit bestimmten ausgewählten Elementen von Sehen (diese Reduzierung wird im unten kurz genannten, nächsten Blogbeitrag näher dargestellt; und ist der Inhalt des Abschlusskapitels einer Dissertation, die gegenwärtig bei dem Religionswissenschaftler und Autor Michael von Brück zum Thema der zeitgenössischen Vipassana-Bewegung im Westen entsteht).
Es ist zwar im Rahmen der Achtsamkeitstherapien auch kurz davon die Rede, dass die damit vermittelten Meditationsprogramme „buddhistische Wurzeln“ haben, aber es wird praktisch nicht näher darauf eingegangen. Vor ein paar Jahren hatte ich dazu einen längeren Artikel in Psychologie Heute. Es handelt sich bei diesen Wurzeln um die beiden größten Ansätze der frühbuddhistischen Achtsamkeits- bzw. Einsichtspraxis Vipassana.
Wenn jedoch heute der Begriff „Vipassana“ in den Medien fällt (wie in der Dezemberausgabe von Psychologie Heute) wird der Blick lediglich auf die Richtung von S. N. Goenka gelenkt, die im Rahmen der vielgestaltigen Tradition des Vipassana eine ganz bestimmte Sonderrolle spielt (vgl. dazu auch andere Diskussionsbeiträge auf diesem Blog, neben diesem Beitrag hier). Das hat auch damit zu tun, dass in den Medien gerne der Gießener Neurowissenschaftler Dr. Ulrich Ott zitiert wird, der ein Praktizierender dieser Richtung von S. N. Goenka ist und auch indirekt dafür wirbt.
Was im Rahmen der Achtsamkeitstherapien von Psychologen auch häufig beansprucht wird ist, dass sie die Essenz der alten buddhistischen Meditationstechniken übernommen und lediglich den religiösen oder buddhistischen Überbau weggelassen hätten. Was dieser vermeintliche Überbau jedoch genau betrachtet beinhaltet, ist jene weitgehende Einsichtsfunktion der Achtsamkeit, um die es in ihrem Ursprungskontext in erster Linie geht. Diese Einsichtsfunktion der Achtsamkeit hat aber nichts mit „Religion“ bzw. „Buddhismus“ im Sinne einer Glaubenslehre gemein. Die im Rahmen dieser Einsichtsfunktion behandelten Lehren sind mit dem Anspruch verbunden, logisch wie empirisch verifizierbar zu sein; und mit der entsprechenden Aufforderung, sie in dieser Hinsicht kritisch zu prüfen.
Die Bezeichnung, welche der Buddha laut dem Palikanon für die von ihm gegebenen Praxislehren verwandt hat, lautet der „Dharma“ (das, was innerlich trägt). Dieser ist als eine kulturübergreifende, verifizierbare Gesetzmäßigkeit verstanden worden.
Der Begriff „Buddhismus“ ist ein abendländischer Begriff, der ab Mitte des 19. Jahrhunderts aufgekommen ist. Der neuere und adäquate wissenschaftliche Begriff für die frühbuddhistischen Praxislehre stammt von dem Indologen Erich Frauwallner und lautet: „Befreiungspragmatismus“. Dieser Begriff beschreibt die pragmatische Ausrichtung des Buddha, mit individuell zugeschnittenen bzw. passenden Lehren seinen jeweiligen Zuhören konkret zu helfen.
Konzentration und Einsicht
Das bloße fortgesetzte „Halten“ eines Objektes mittels der Achtsamkeit führt zu wachsender Konzentration oder Sammlung. Das zunehmende „Eindringen“ in das bedingte bzw. vergängliche, deshalb nicht (wirklich als „Ich“ oder „Mein“) fixierbare Wesen des auf diese Weise Gehaltenen mittels der Achtsamkeit führt zu befreiendem Sehen. Aber dieses „Eindringen“ ist kein Selbstgänger; und kann durch bestimmte, bewusste oder unbewusste Überzeugungen verhindert werden.
Sämtliche „Konzepte“ im weiteren Sinne (wie Begriffe, Mantren, Bilder, Symbole und letztlich alles bewusst geistig Erschaffene) eignen sich wegen ihrer leichten geistigen Reproduzierbarkeit gut zur Konzentrationsentwicklung, aber mit ihrer Suggestion von Konstanz nicht zur Entwicklung von klarer Einsicht „Vipassana“.
Diese Entwicklung kann lediglich in Bezug auf die natürlichen Prozesse stattfinden (das heißt in Bezug auf das, was ständig körperlich und geistig von alleine ohne unser Zutun „geschieht“), weil die bedingten, natürlichen Prozesse des Lebens die universelle Vergänglichkeit bzw. Nichtfixierbarkeit deutlich manifestieren.
Folglich ist für die Einsichtsentwicklung auch eine Art der Konzentration erforderlich, die auf die natürlich auftretenden Phänomene (anstatt auf Konzepte) „fokussiert bleibt“. Sie heißt in den Vipassana-Traditionen die „Augenblickliche Konzentration“.
Die Früchte der Konzentrationsmeditation (etwa Lichterfahrungen, Einheitsgefühle, gedankenlose Ruhe usw.) können leicht mit den Befreiungsfrüchten verwechselt werden. Laut der Eröffnungsrede der Langen Sammlung des Palikanons ist diese Verwechslung sogar eine der primären „verfehlten Ansichten“.
Laut der frühbuddhistischen Psychologie des Abhidhamma ist die Konzentration ein neutraler Faktor, der entweder heilsamen oder unheilsamen Zwecken dienen kann. Konzentration für sich alleine führt nicht zu einer tieferen Bewusstheit. Jede Leistung, auc h in allen negativen Bereichen, bedarf einer starken Konzentration.
Konzentration oder Sammlung führt zu Wohlbehagen, modern ausgedrückt zu „Wellness“. Sie ist aber natürlich auch nicht abzulehnen, sofern sie als ein stärkender Ausgangspunkt für ein weiter gehendes Sehen verstanden bzw. benutzt wird.
In der achten Rede der Mittleren Sammlung des Palikanons zum Beispiel bezeichnet der Buddha die besonders ausgeprägten Konzentrations- oder Vertiefungszustände der Jhânas als lediglich „angenehme Verweilzustände“, die als solche klar von der „Beseitigung“ bzw. Entwurzelung der dort ebenfalls beschriebenen vielfältigen Formen abträglicher, leidbringender Motivation und Verhaltensweise zu unterscheiden seien.
Das Glück dieser Beseitigung steht deutlich höher als das Glück der Konzentration. Denn letzteres beruht auf den besonderen Umständen der Konzentration bzw. der damit verbundenen bloß zeitweisen Befreiung. Das erstere Glück liegt im Wissen um die endgültige, unerschütterliche Befreiung von einem Problem.
Diese Befreiung beseitigt die tiefste „Stressquelle“ des Menschen , die letztlich darin besteht, sich aufgrund des manifesten oder (während der Konzentration) latenten Bestehenbleibens der Leid- und Angstursachen nicht im Einklang mit sich selbst (als dem freien Wesen des Menschen) zu wissen bzw. zu ahnen.
In höchster Form bedeutet dieses Glück das Nirvana (wörtlich „Verlöschen“ der Leid- und Angstursachen im vollen Sehen), das im Palikanon explizit als „höchstes Glück“ bezeichnet wird, zugleich aber auch als „Glück, das kein Gefühl ist“. Denn der Frieden des Nirvana sei frei von den Bedingtheiten jeden Gefühls.
Die endgültige Beseitigung eines Problems, einer Bedrängung, Angst oder Verblendung (wie Gier, Ärger, Eigendünkel, Stolz, Neid, Eifersucht usw.) ist sogar bloß dann möglich, wenn das jeweilige Problem konkret auftaucht und dann unmittelbar das achtsam sehende Durchdringen in Bezug darauf stattfindet. Deshalb ist ja die oben genannte „Augenblickliche Konzentration“ für jene befreienden Einsichten so wichtig.
In diesem Sinne wird die Achtsamkeitsentwicklung im zentralen Satipatthâna-Sutta auch klar beschrieben, wo im Zusammenhang aller vier Gebiete der Achtsamkeit von gewöhnlichen Zuständen die Rede ist, die nicht mehr auftreten würden, wenn die Jhânas gegeben wären. Wahres Sehen geht in diesem Sinne sogar mit einer gewissen positiven „Unruhe“ im Geist einher, die im Auftreten eines Problems und dem unmittelbaren Sehen bzw. Loslassen desselben besteht. (Die maßgebliche wissenschaftliche, aber anschaulich geschriebene und für alle näher Interessierten gut lesbare Arbeit zum Satipatthana-Sutta stammt von dem habilitierten deutschen Mönch Analayo und ist frei bestellbar, etwa unter diesem Link. Ich empfehlen dieses englische Original der Arbeit anstatt der deutschen Übersetzung.)
Diese (nichtreduzierte) Achtsamkeit des Satipatthana-Sutta gilt im Unterschied zur bloßen Konzentration als ein heilsamer Faktor, weil sie gezielt mit Hilfe der Konzentration (in Form der Vertiefungszustände Jhânas oder in einer weniger starken Form der Fokussierung auf die Momente) das befreiende Sehen der natürlichen Prozesse (auch einschließlich aller Faktoren der Jhanas, sofern gegeben) bezweckt.
Alle großen vergangenen wie heutigen Probleme auf der individuellen wie der gesellschaftlichen Ebene (wie zum Beispiel Krieg, Gewalt, Unterdrückung, Ausbeutung, Korruption, Umweltzerstörung oder die Finanzkrise), die immer bloß aus den Entscheidungen Einzelner erwachsen, wurzeln letztlich im Fehlen oder im Mangel an einer solchen sehenden Achtsamkeit, wenngleich jedoch keineswegs im Fehlen von Konzentration. Die Hauptverantwortlichen der eben genannten Missstände bzw. Probleme verfügen alle über eine ausgeprägte Konzentration. Konzentration ist wertneutral, Achtsamkeit im Sinne der originalen frühbuddhistischen Definition dagegen nicht.
Es ist ausschließlich die in Augenblicklicher Konzentration verankerte sehende Achtsamkeit, die im Moment des Auftretens einer Verblendung diese wirklich sehen, deren abträglichen Wirkungen tief verstehen und ihr auf diese Weise sozusagen die „Existenzgrundlage“ der unbewussten Identifikation damit entziehen kann.
Der frühe Buddhismus ist die Hauptquelle aller Formen des zeitgenössischen Achtsamkeitstrainings im religiösen wie therapeutischen Bereich; und hat damit die Deutungshoheit, wenn es um das Thema Achtsamkeit geht. Im Sinne des frühbuddhistischen Verständnisses der Achtsamkeit sollte sie nicht auf ihre Konzentrationsfunktion reduziert werden, wie es aktuell im Abendland häufig geschieht (auch wenn Konzentration körperlich heilen kann, neurowissenschaftlich – im Unterschied zu jenem Sehen der Verblendungen im Alltag – messbar ist und, solange sie andauert, temporär von Bedrängnissen befreit).
Eine untergeordnete Vergänglichkeit
Noch etwas näher zum Vergänglichkeitsbegriff in der Vipassana-Tradition von S. N. Goenka, auf die heute beim Thema Vipassana wie gesagt von vielen die Aufmerksamkeit gelenkt wird (wie dem oben genannten Neurowissenschaftler Dr. Ulrich Ott und einigen seiner Gießener Kollegen und verschiedene Medien):
Der Atem vermittelt bei bewusster Betrachtung die Vergänglichkeit der geistig-körperlichen Phänomene in einer anderen Art und Weise, wie es ausschließlich die Körperempfindungen unabhängig von der Ein- und Ausatmung tun (wie im Falle der Vipassana-Methode von S. N. Goenka).
Denn der Fluss der Ein- und Ausatmung ist das universelle Verbindungsstück zwischen Außen und Innen (die Welt wie der eigene Körper atmen), dem eigenen Körper und Geist (beide spiegeln sich unmittelbar in den ständig wechselnden Modalitäten des Atemverlaufs), sowie Bewusstem und Unbewusstem (der Atem schafft als gewöhnlicher unbewusster Prozess im Maße seiner Bewusstwerdung intuitiven Zugang zu seiner „Heimat“ des Unbewussten).
Über dieses universelle Verbindungsstück wird das Verstehen der Vergänglichkeit durch das bewusste Atmen dann zunehmend „ohne Grenze“.
Doch das Betrachten lediglich der Körperempfindungen unabhängig von der überall im Körper präsenten Atmung grenzt sozusagen das Verstehen der Vergänglichkeit auf das Geschehen innerhalb des „Körperrahmens“ oder „Körperbehältnisses“ ein. So bleibt ein unbewusster Bezugspunkt für die Identifikation mit diesem Körperbehältnis als „mein“ oder „Selbst“ bestehen; und damit für die Identifikation mit den Dingen überhaupt.
Dementsprechend ist bei den Vordenkern der Goenka-Tradition ja auch immer wieder in einer theoretischen Form von einem vergänglichen Selbst die Rede, ganz im Unterschied zur frühbuddhistischen Nichtselbst-Lehre des Palikanons (auf letzteren jedoch bezieht sich Goenka mit seinen Deutungen ausschließlich).
Außerdem ist näher betrachtet sogar auch der so genannte Vipassana-Teil dieser Methode (vom Tag vier bis zehn eines Zehntageskurses) – nämlich das ununterbrochene Auf- und Abbewegen der Aufmersamkeit durch den Körper, das heißt das Körperdurchkehren „Body Sweeping“ – vor allem eine Konzentrationsübung. In dieser Tradition wird demgemäß vom Stehenbleiben bei einer Empfindung strikt abgeraten. Die ganze Konzentration soll immerzu auf dem Ausführen jener Auf- und Abbewegung der Aufmerksamkeit liegen. Das ist letztlich eine reine Konzentrationsaufgabe.
Vor diesem Vipassana-Teil der Methode geht es ausschließlich um die einspitzige Fokussierung auf die Berührung der Atmung unter den Nasenlöchern (vom Tag eins bis vier eines Zehntageskurses), was eben jene einleitend genannte Reduzierung der Atenmeditation auf ihre konzentrative Funktion bedeutet.
Die mit dem obigen Link angebotene Meditation bereitet auch den folgenden neuen Haupteintrag vor, der auf diesem Blog bald publiziert werden wird:
Achtsamkeitstherapien, Neurowissenschaft und Medien: Ein (bewusstes oder unbewusstes) Bündnis zur Propagierung der Konzentrationsmeditation
Die westliche Reduzierung der frühbuddhistischen Achtsamkeits- bzw. Einsichtspraxis Vipassana
Anmerkung:
Die qualitativ gute MP3-Datei ist deshalb 37 MB groß. Die geleitete Meditation dauert eine knappe Dreiviertelstunde.
Es ist ein gewisses leises Rauschen im Hintergrund hörbar, weil ich bei dem professionellen neuen Aufnahmegerät übersehen habe, den entsprechenden Filter einzuschalten. Ich finde es nicht störend. Bei Gelegenheit einer neuen Aufnahme würde ich die Audiodatei ersetzen und hier darauf hinweisen.
Nimm beim Abhören am besten die Haltung der Meditation ein, was auch auf einem Stuhl sein kann. Es gibt während der Anleitung immer wieder Pausen. Gegen Ende der Meditation kommen tiefe Kontemplationen zur Atembewusstheit als Befreiungsweg, die in dem Maße verständlich werden können, wie die vorangehende Meditation gemacht worden ist.
Hans Gruber
{ 5 comments… read them below or add one }
Nachtrag zu oben)
Eine Information an alle Interessierten:
Es entsteht gegenwärtig ein ausführlicher neuer Blogeintrag, mit ähnlichem Titel, wie oben in „Atem ist Leben: Der frühbuddhistische Befreiungsweg des bewussten Ein- und Austamens“ angekündigt, nämlich:
„Achtsamkeitstherapien, Neurowissenschaft und Medien:
Ihr bewusstes oder unbewusstes Zusammenwirken
zur Verengung der ursprünglichen Achtsamkeit
auf die Konzentrationsmeditation“
Im Rahmen dieses besonders wichtigen Beitrags werden an einer Stelle auch die obigen Einwände des Neurowissenschaftlers Dr. Ulrich Ott kritisch beantwortet. Im Vordergrund steht das neue und große Thema, das sicher auch Herrn Ott und einige seiner Kollegen interessieren wird.
Angesichts der Bedeutung dieses Themas, des wachsenden öffentlichen Interesses an „Achtsamkeit“ und „Meditation“, der mit dem Titel des Beitrags angesprochenen Personenkreise, der Notwendigkeit, auch für Nicht-Insider verständlich zu formulieren, und jener alleine den Tatsachen folgenden, nicht-opportunen These will alles Gesagte genau begründet und belegt sein.
Das bedeutet einigen Aufwand, den ich aufgrund meiner Liebe zum Thema und dem zugrunde liegenden universellen Weg auch gerne erbringe.
Trotzdem ist der Blog für mich ein unbezahltes Hobby neben Arbeiten und Verpflichtungen, die vorgehen. Deshalb bitte ich um Verständnis, dass dieser Beitrag anders als angekündigt noch nicht erschienen ist.
Die Diskussion wird nach dem Kongress zu Achtsamkeit in Hamburg vom 18. bis 21. August erscheinen, wo ich einer der Referenten sein werde. Ich habe mich die letzte Zeit auf meinem Blog generell zurückgehalten, auch wegen Einarbeitung in einen neuen Job.
Herzliche Grüße
Hans Gruber
Lieber Herr Ott,
Besten Dank für Ihre Antwort und entschuldigen Sie, dass ich in der vergangenen Woche entgegen meiner ursprünglichen Ankündigung keine Rückantwort gepostet habe.
Ich war in der Jahreswendzeit anderweitig beschäftigt und auch die ganze letzte Woche. Ab morgen werde ich bis 25. Januar unterwegs sein.
Ich werde Ihr Statement Ende Januar/Anfang Februar eingehend beantworten, entweder hier oder gleich in Form eines neuen Blogeintrags. (Denn diesen Blogeintrag hier würde ich ausgehend von der geleiteten Atemmeditation und dem Vergleich der Meditationstechniken gerne für die eher praktische Seiten der Meditation freihalten.)
In meiner Antwort an Sie werde ich neben einer Erwiderung auf Ihre Einwände noch damit zusammenhängende weitere Kernthemen ansprechen.
Eine jetzige kurze Antwort würde nicht viel Sinn machen, weil diese Themen „zu groß“ sind. Außerdem könnte ich bis 25. Januar (mit zuerst einem Meditationsretreat in Italien, dann Arbeit) nicht rückantworten.
Vielen Dank für die Zusendung Ihres Buches, das ich demnächst lesen werde.
Ich freue mich auf die Fortsetzung der Diskussion.
Mit vielen Grüßen
Hans Gruber
PS: Weil ich Beiträge vor einer Publikation nicht „freischalte“ bzw. nicht zensiere, können Diskussion auf diesem Blog unabhängig von mir stattfinden. Ich freue mich über weitere Diskussionsbeiträge. Doch schlicht aus Zeitgründen sage ich jetzt bloß eine ausführliche Antwort an Herrn Ott bzw. einen neuen Eintrag ausgehend von seinen Äußerungen zu.
Lieber Herr Gruber,
der Schein trügt: Ich habe die Monopolisierung des Begriffs „Vipassana“ von Goenka nicht übernommen und bin mir im Klaren darüber, dass es viele Traditionen gibt – nicht zuletzt dank Ihres Kursbuchs Vipassana, anhand dessen ich mir einen Überblick über die „Szene“ verschafft hatte.
Was den „starken Werbeeffekt“ angeht, möchte ich zu bedenken geben, dass Sie selbst zwar aus den Schilderungen im ZEIT Artikel schließen konnten, dass es sich um die Goenka Tradition handelte, ein unbedarfter Leser wird dies jedoch nicht können und folglich ganz allgemein nach „Vipassana“ suchen, wenn sein Interesses geweckt worden sein sollte.
In PSYCHOLOGIE HEUTE folgte der Kasten zwar dem Interview, das liegt aber an der inhaltlichen Nähe – der Text stammt nicht von mir, sondern von Susie Reinhardt. Die Erwähnung des Body-Scan im Zusammenhang mit den Befunden neuronalen Wachstums geht auf die entsprechenden Studien zurück, in denen ein Zusammenhang zwischen vermehrter grauer Substanz in spezifischen Hirnregionen und dieser Praxis angenommen wurde. Das ist im Rahmen eines solchen journalistischen Beitrags lediglich ein selektives Schlaglicht und keine ausgewogene Darstellung aller Vipassana-Techniken mit dem Anspruch auf Vollständigkeit.
Was die von Ihnen zitierte Aussage der Dissertation von Britta Hölzel angeht, wird dort explizit eine Aussage über die Anapanasati-Praxis gemacht, wie sie in der Tradition von Goenka durchgeführt wird. Es wird nicht gesagt, dass es keine anderen Formen von Anapanasati gibt. Dass die Praxis nach Goenka hier vorgestellt wird, liegt daran, dass die Probanden der Dissertationsstudie nach dieser Tradition praktizierten. Es handelt sich also um eine eingeschränkte Arbeitsdefinition dessen, wofür der Begriff in diesem Kontext steht, wie dies bei wissenschaftlichen Arbeiten üblich ist.
Mein ehemaliger Doktorand Hannes Hempel schließlich praktiziert seit 1994 in der Traditionen von Goenka. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass er in dem Interview das Verständnis dieser Tradition wiedergibt.
Dass wir in Gießen diese Tradition untersucht haben, hat ganz pragmatische Gründe. Durch die persönlichen Kontakte von Hannes Hempel hatten wir Zugang zu Meditierenden dieser Tradition mit langjähriger Erfahrung. Außerdem ist die hochgradig standardisierte Unterweisung vom Band aus wissenschaftlicher Sicht ein Vorteil ebenso wie die intensive Praxis von täglich 2 x 1 Stunde.
Mit Blick auf Ihren angekündigten Artikel „Achtsamkeitstherapien, Neurowissenschaft und Medien: Ein (bewusstes oder unbewusstes) Bündnis zur Propagierung der Konzentrationsmeditation“ möchte ich darauf hinweisen, dass aus meiner Sicht hier keine bewussten oder gar „unbewussten“ Bündnisse vorliegen, sondern wiederum pragmatische Gründe, warum die Neurowissenschaften sich bevorzugt mit Mindfulness-based Stress Reduction (MBSR) und Derivaten beschäftigen. MBSR ist aufgrund seiner großen Verbreitung und klinischen Wirksamkeit relevant und es gibt genug Probanden für Studien. Dazu kommt noch, dass Effekte von Konzentration leichter zu untersuchen sind, als komplexere Phänomene wie Einsicht oder Mitgefühl. Letztere werden aber mit der Zeit auch in den Fokus der Forschung rücken.
Wie Sie sehen, lagen Sie mit Ihren Vermutungen, was meine persönliche Praxis und mein Verständnis von Vipassana betrifft, falsch. Sie sollten anerkennen, dass Sie hier vorschnell Schlüsse gezogen haben, ohne stichhaltige Belege zu haben. Die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind, heißt auch, Unterstellungen und Verdächtigungen als solche zu erkennen, zu unterlassen und die Realtität in einem offenen Dialog zu ergründen, wie dies hier gerade geschieht. Daran will ich mich gerne beteiligen und bin gespannt, wie es weitergeht… 🙂
Mit freundlichem Gruß
Ulrich Ott
Sehr geehrter Herr Ott,
Danke für Ihren Hinweis und das Angebot der persönlichen Kontaktaufnahme.
Gerne können wir zu gegebener Zeit direkt kommunizieren (nachdem ich Ihr oben genanntes Buch gelesen habe, das mich im Hinblick auf die im Eröffnungsbeitrag kurz dargestellte Nichtselbst-Lehre der frühbuddhistischen Ursprungstradition der Achtsamkeit wegen des Untertitels „Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst“ interessiert).
Sofern es um Kommunikation über die auf diesem Blog angesprochenen Themen geht, sollte sie öffentlich sein. Denn es gibt eine wachsende Zahl von Menschen, die sich für die buddhistischen Wurzeln der Achtsamkeitspraxis interessieren. Doch es gibt dazu kaum unabhängige Informationsmöglichkeiten wie diesen Blog.
Dabei können Sie bei Bedarf gerne (wie jeder andere, der dies möchte) von mir einen persönlichen Zugang bekommen, um Ihre Kommentare oder Antworten über einen eingeschränkten Verwaltungsbereich des Blogs zu publizieren, was deutlich bequemer und mit verschiedenen Editier-Möglichkeiten verbunden ist. Außerdem sind dann nachträgliche Änderungen oder inhaltliche Hinzufügungen möglich (wie ich es selbst bei eigenen Haupteinträgen oder Antworten auf Kommentare häufiger mache).
Bei Zitaten Ihrer Aussagen ist in Artikeln weit verbreiteter Medien auf die Vipassana-Methode von S. N. Goenka hingewiesen worden, wenngleich häufig indirekt. In diesem Fall erscheint zwar der Name Goenka nicht, aber aus der Beschreibung der Vipassana-Meditation vor allem in Bezug auf die Praxis der Atembewusstheit geht klar hervor, dass dessen Methode gemeint ist. Dies bedeutet von der Wirkung eine Werbung (und angesichts der Häufigkeit der Zitate wie der Art der Medien sogar eine besonders starke).
Ein Hauptcharakteristikum der Goenka-Methode ist die oben erklärte methodische Reduzierung der Atembewusstheit auf ein reines Konzentrationsmittel, das heißt die Außerachtlassung der zentralen Bedeutung dieser Praxis im frühbuddhistischen Quellkontext der Achtsamkeit als einer umfassenden Dach- bzw. Schlüsselbewusstheit.
Auch Ihre Kollegin Britta Hölzel definiert in ihrer Kumulativ-Dissertation zur Achtsamkeitsmeditation die Atembewusstheit „Anapanasati“ im Sinne Goenkas in diesem eingeschränkten Sinne:
„So wird z.B. für die Anapanasati Praxis, die in der Vipassana Tradition nach S.N. Goenka zur Schulung der Aufmerksamkeit geübt wird (Hart, 1987), die Aufmerksamkeit auf die Empfindungen gerichtet, die im Bereich des Naseneingangs und oberhalb der Oberlippe entstehen.“
Ihr Gießener Kollege Hannes Hempel beschreibt in einem ausführlichen Beitrag des Deutschlandfunks (Teil 2 von Neuronen und Nirwana) die Atembewusstheit ebenfalls in dem eingeschränktem Sinne der Goenka-Tradition.
Außerdem wird in diesem Beitrag die eigentliche Einsichts- bzw. Vipassana-Meditation von der als reinem Kontrationsmittel (Samatha) verstandenen Atemmeditation unterschieden, entgegen dem frühbuddhistischen Kontext sowie einigen heutigen Vipassana-Ansätzen.
Sie selbst scheinen beim Thema Vipassana (zumindest laut jenen Medienzitaten, sofern es nicht verkürzte Wiedergaben sind) die in der Vipassana-Welt einmalige Monopolisierung des Begriffs „Vipassana“ durch S. N. Goenka übernommen zu haben. Denn seine Tradition versteht unter „Vipassana“ keinen Überbegriff über unterschiedliche Methoden der Achtsamkeits- bzw. Einsichtspraxis, wie es korrekt wäre, sondern bloß ihre spezifische Methode.
So sind mir alte Goenka-Schüler regelmäßig verwundert begegnet, wenn ich gesagt habe, dass „Vipassana“ jener Überbegriff wäre, während es für Schüler anderer Vipassana-Traditionen gar kein Thema bzw. ein absolut bekanntes Faktum ist.
Beispiele für die oben gemeinte indirekte Werbung:
Zeit Online : „… Er selbst hat mit der Vipassana-Meditation besonders gute Erfahrungen gemacht … Nach dieser Schule konzentriert man sich auf den eigenen Atem. »Bereits nach wenigen Tagen war meine Aufmerksamkeit fokussiert wie ein Laserstrahl«, erzählt Ott …“. Weiter unten in diesem Artikel geht aus der näheren Beschreibung des Zehntageskurses hervor, dass es in der Goenka-Tradition gewesen ist.
In der Dezemberausgabe 2010 von Psychologie Heute mit dem Schwerpunkt Meditation heißt es im Kasten Meditation ist keine Glaubenssache:
„Neurowissenschaftler, die selbst meditieren … (Anm.: dierkt voran geht ein ausführliches Interview mit Ihnen) … erstaunt das wenig … So wird beispielsweise bei der Vipassana-Meditation, einer alten Technik aus Indien , ein body scan durchgeführt … „. Mit dem Body Scan ist heute vor allem die Methode von Goenka gemeint.
Um diesen im Beitrag oben erklärten Hauptpunkt noch einmal klar zu machen:
Laut der „Rede von den (Vier) Vergegenwärtigungen der Achtsamkeit“ Satipatthana-Sutta geht es vor allem um die methodische Entwicklung einer sehenden Achtsamkeit in Bezug auf die gewöhnlich auftretenden körperlichen, gefühlsmäßigen und geistigen Zustände, die es mittels dieser sehenden Achtsamkeit als bedingte, vergängliche „bloße Prozesse“ (letztlich ohne „Ich-“ oder „mein-Eigenschaft) zu verstehen gilt, um auf diese Weise allmählich die im tiefsten Sinne leid- und angstbringende unbewusste Identifikation mit Ihnen aufzulösen.
Der erste Abschnitt aus der anderen zentralen Achtsamkeitsrede des Palikanons Anapanasati-Sutta über die Atembewusstheit als einem vollständigen Sammlungs-, Einsichts- und Befreiungsweg, innerhalb derer sich die Vier Vergegenwärtigungen der Achtsamkeit gleichsam ganz von alleine entfalten, ist ebenfalls der Anfang des Satipatthana-Sutta.
Jene Atembewusstheit spielt also auch hier eine besondere Rolle. Denn die vor allem im Alltag jederzeit aufgreifbare Atembewusstheit hat eine spezifische Spiegel- bzw. Lenkungsfunktion für alle Zustände von Körper und Geist.
Die endgültige Beseitigung eines Problems, einer Bedrängung, Angst oder Verblendung (wie Gier, Ärger, Eigendünkel, Stolz, Neid, Eifersucht usw.) ist – im Unterschied zur zeitweisen Beseitigung durch Konzentration – bloß dann möglich, wenn das Problem konkret auftaucht und unmittelbar das achtsam sehende Durchdringen in Bezug darauf stattfindet.
Es geht bei der Achtsamkeit vor allem um die Schulung dieser Fähigkeit. Deshalb gilt die Achtsamkeit in ihrem ursprünglichen Kontext der frühbuddhistischen Quellen als ein „heilsamer Faktor“, im Unterschied zum neutralen Faktor der Konzentration (in deren Bereich die messbaren Einheits- oder Nichtdualitätswahrnehmungen oder starke Ruhe fallen).
Mit freundlichen Grüßen
Hans Gruber
PS: Eine Anmerkung an alle an diesem Thema Interessierten: Ich werde in der Woche ab dem 3. Januar wieder Zeit haben, ggf. zu antworten; und dann erneut ohne Abwesenheit ab dem 24. Januar.
Sehr geehrter Herr Gruber,
Sie schreiben, dass ich „Praktizierender dieser Richtung von S. N. Goenka“ bin. Das trifft nicht zu. Ich habe einmalig im Jahr 2005 gemeinsam mit mehreren Diplomanden einen 10-Tages-Kurs im Zentrum in Triebel besucht, um die Methode kennenzulernen, die unsere damaligen Probanden praktizierten. Ich selbst praktiziere nach meinen eigenen Methoden, die Elemente verschiedener Traditionen (auch des Yoga und Zen) enthalten. Meine damaligen Erfahrungen waren sehr positiv und das habe ich auch verschiedentlich geäußert. Jedoch ging es mir dabei nicht darum, Werbung für diese Methode zu machen. Obwohl ich persönlich sehr von der Teilnahme profitiert habe, finde ich einiges am Konzept von Goenka höchst problematisch. Dass es mir nicht um Werbung geht, können Sie auch daran erkennen, dass in meinem Buch „Meditation für Skeptiker“ der Name Goenka nur ein einziges Mal im Literaturverzeichnis auftaucht.
Bitte nehmen Sie persönlich Kontakt zu mir auf, um Ihre Annahmen über meine Person und Absichten zu überprüfen.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Ott